Rabenväter & die Geburtenrate
Wieso nennt man einen Vater, der nicht in Karenz geht, eigentlich nicht Rabenvater? In Österreich wären das mehr als acht von zehn Vätern, Rabenväter. In Island wäre es nur einer von zehn, auch aufgrund der dortigen politischen Regelungen. Es gilt: Halbe-halbe, sechs Monate sind für den einen, sechs für den anderen Elternteil reserviert, sechs Wochen tauschbar. Die Väterkarenzquote? Über 90 Prozent.
Hierzulande beklagt die Arbeiterkammer eine rückläufige Väterbeteiligung bei der Karenz, Statistik Austria liefert Daten zum Geburtentiefstand. Krieg und Klimakrise vor der Tür machen Fortpflanzung nicht unbedingt schmackhaft. Die Attraktivität des Kinderkriegens erhöhen können jedoch tatsächlich: Männer in Karenz! Nein, das ist kein Scherz, das zeigt eine norwegische Studie. Laut der Studie bekommen Familien dann mehr Babys, wenn Väter nach der Geburt des ersten Kindes in Karenz gehen. Die Fertilitätsrate steigt auch dann, wenn Väter (nach der Karenz) mehr unbezahlte Arbeit leisten.
„Ja, Wahlfreiheit ist wichtig. Blöderweise hat das mit der freiwilligen Geschlechtergerechtigkeit noch nie funktioniert.“
Wer echte Gleichstellungspolitik machen will, muss auch faire Elternkarenzregelungen vorantreiben. Davon ist man in Österreich nach wie vor weit entfernt. Ja, Wahlfreiheit ist wichtig. Blöderweise hat das mit der freiwilligen Geschlechtergerechtigkeit noch nie funktioniert. Der gesamtgesellschaftliche Erfolg einer egalitär aufgeteilten Karenzzeit und in späterer Folge der unbezahlten Care-Arbeit würde sich auch in der Verringerung diverser Gender-Gaps (mindestens Pay, Pension und Care) niederschlagen. Und zusätzlich ernüchternde Diskussionen mit Arbeitgebern, die Männern nur ungern eine „Babypause“ gewähren, vorwegnehmen. Den Müttern wird dabei übrigens nichts gestohlen, sondern geschenkt: Entlastung, Empathie und Engagement väterlicherseits. Den Vätern winken eine bereichernde Familienzeit und tiefere Bindung zum Nachwuchs. Wenn die Arbeit auf mehreren Schultern lastet, wird Familie leichter. Und größer.
Verfasserin: Anna Majcan, Sprecherin des Grazer Frauenrats
Erschienen in: Kleine Zeitung am 14.06.2024