Internationaler Frauen*tag: Brauchen wir Feminismus heute noch?
Am 8. März ist Internationaler Frauen*tag. Alle Jahre wieder gehen tausende Menschen auf die Straße – für gleiche Rechte, gegen patriarchale Gewalt und für eine Gesellschaft, in der Geschlecht nicht über Chancen, Freiheit und Sicherheit entscheidet. Doch immer wieder taucht die Frage auf: Brauchen wir Feminismus heute überhaupt noch?
DIE ANTWORT IST KLAR: JA - MEHR DENN JE.
Frauen* stehen nach wie vor vielen strukturellen Ungleichheiten gegenüber – sei es in der Erwerbsarbeitswelt, in der Verteilung unbezahlter Care-Arbeit oder durch wirtschaftliche und soziale Abhängigkeiten, die sie häufig in prekäre Lebenssituationen drängen. Gleichzeitig bleibt auch Gewalt gegen Frauen* eine bedrückende Realität, die sich in unterschiedlichsten Formen zeigt. Sie beginnt mit abwertenden Worten und Belästigung im Alltag, zeigt sich in finanziellen Abhängigkeiten, psychischer und sexualisierter Gewalt und endet in ihrer tödlichsten Form – Femiziden. Allein im vergangenen Jahr wurden in Österreich 27 Frauen* ermordet (AÖF).
FRAUENPOLITISCHE ERRUNGENSCHAFTEN AUF DER KLIPPE
Dazu kommt, dass frauenpolitische Errungenschaften zunehmend unter Druck geraten, unter anderem durch rechtspopulistische Angriffe, Kürzungen bei Frauen- und Gleichstellungsprojekten oder einer Politik, die Geschlechtergerechtigkeit als Randthema behandelt.
Verstärkt wird diese Bedrohung durch antifeministische Strömungen und „toxische“ Influencer in den Sozialen Medien. Sie romantisieren traditionelle Geschlechterrollen (Stichwort „Tradwives“), und nutzen ihre Reichweite, um Narrative zu verbreiten, die Gleichstellung als Bedrohung für Männer* darstellen, feministische Bewegungen als überzogen oder schädlich diffamieren und bestehende Ungleichheiten leugnen. Problematischerweise erreichen sie gezielt junge Menschen, prägen deren Weltbild mit frauen*feindlichen Ansichten und versuchen, feministische Stimmen durch Hass und Einschüchterung zum Schweigen zu bringen.
„Es ist eine Frage des politischen und gesellschaftlichen Willens, diesen bedrohlichen Entwicklungen entgegenzuwirken – und ein Aufbrechen von Geschlechterstereotypen endlich voranzutreiben. Deswegen brauchen wir dringend mehr Feminismus – für alle! Feminismus und Gleichstellung ist schließlich kein Frauen*thema, sondern wirkt sich positiv auf das Leben aller Menschen aus.“
Anna Majcan, Sprecherin Grazer Frauenrat
FEMINISTISCHE KÄMPFE SIND NOCH LANGE NICHT GEWONNEN
Und deshalb ist der 8. März nicht nur Internationaler Frauen*tag, sondern auch ein feministischer Kampftag. Ein Kampf um echte Chancengerechtigkeit und gegen strukturelle Diskriminierung und Sexismus.
„Feminismus bedeutet, diese Ungleichheiten nicht als gegeben hinzunehmen. Es bedeutet, auch mal laut gegen Ungerechtigkeiten zu werden. Und es bedeutet, zusammenzustehen, wenn uns gesagt wird, dass wir alleine dastehen.“
Antonia Kranzelbinder, feministische Mitarbeiterin Grazer Frauenrat
(C) Paola Lesslhumer. Das Motto des Grazer Frauenrats ist: “Die Zukunft ist feministisch”.
Veränderung geschieht leider nicht von selbst – sie beginnt mit denen, die nicht aufhören, sie einzufordern. Auch in Graz gehen am 8. März tausende Menschen auf die Straße, um für Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und ein Leben frei von Gewalt einzutreten.
Der Grazer Frauenrat ruft dazu auf, sich anzuschließen, feministische Forderungen sichtbar zu machen und solidarisch mit all jenen zu sein, die am Internationalen Frauentag, sowie an den restlichen 364 Tagen im Jahr, unermüdlich für Geschlechtergerechtigkeit kämpfen.
Darüber hinaus bietet der sogenannte „Frauenmärz“ in der Steiermark den gesamten Monat über Raum für feministische Veranstaltungen und Aktionen. Unterschiedlichste Initiativen, Organisationen und Aktivist*innen setzen sich mit feministischen Themen auseinander und machen diese in verschiedensten Formaten zugänglich. Das Bündnis 0803 sammelt und bündelt diese vielfältigen Programmpunkte, die zeigen, wie breit und vielschichtig der Einsatz für Gleichstellung ist (mehr unter 0803.at).
Die Presseaussendung gibt es zum Download hier: Klick.